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LMU mit zwei Förderanträgen für Sonderforschungsbereiche erfolgreich

21.11.2025

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert zwei neue Projekte aus den Bereichen Medizin und Anatomie.

Die LMU hat in der jüngsten Bewilligungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gemeinsam mit ihren Partneruniversitäten erfolgreich Förderungen für große Forschungsverbünde eingeworben. Neu eingerichtet wird ein SFB zu den Ursachen neurovaskulärer Erkrankungen unter der Federführung der LMU sowie ein SFB/Transregio über die Eigenschaften und Funktionen von Desmosomen mit maßgeblicher Beteiligung der LMU. Zwei weitere ortsübergreifende medizinische Großverbünde gehen in eine weitere Förderrunde.

Die geförderten Projekte im Einzelnen:

Prof. Dr. Martin Dichgans

Martin Dichgans, Direktor des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am LMU Klinikum | © LMU / Stephan Höck

Wie Zellen im Gehirn zusammenarbeiten

Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn – sogenannte neurovaskuläre Erkrankungen – sind weltweit die zweithäufigste Todesursache. Sie führen häufig zu dauerhaften körperlichen Beeinträchtigungen und Demenz. Dennoch stehen bislang nur wenige gezielte Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.

Der neue, an der LMU angesiedelte Sonderforschungsbereich SFB 1744 CCN in NVD (Compartmentalized Cellular Networks in Neurovascular Diseases) will die Ursachen dieser Erkrankungen entschlüsseln und neue Therapieansätze entwickeln. Die Sprecher des Verbunds sind Professor Martin Dichgans, Direktor des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am LMU Klinikum, und Professor Arthur Liesz, Leiter der Arbeitsgruppe Schlaganfall-Immunologie (ebenfalls ISD, LMU Klinikum). Beide sind Mitglieder des Exzellenzclusters SyNergy.

Im Zentrum des Forschungsverbunds steht eine grundlegende Erkenntnis: Das Gehirn ist weit stärker als bislang angenommen in hochspezialisierte Bereiche unterteilt – sogenannte Kompartimente. In diesen Regionen arbeiten Gefäßzellen, Immunzellen und Gliazellen in fein abgestimmten Netzwerken zusammen. Diese kompartimentalisierten zellulären Netzwerke (CCNs) steuern die Versorgung und den Schutz der Nervenzellen – und könnten der Schlüssel zum Verständnis vieler neurovaskulärer Erkrankungen sein.

Arthur Liesz

Arthur Liesz, Leiter der Arbeitsgruppe Schlaganfall-Immunologie | © Boris Schmalenberger

Wenn diese Netzwerke aus dem Gleichgewicht geraten, hat das schwerwiegende Folgen: Durchblutungsstörungen, Blutungen, oder Entzündungen können die Funktion des Gehirns dauerhaft beeinträchtigen.

Der interdisziplinäre Forschungsverbund vereint Expertinnen und Experten aus Neurobiologie, Immunologie, Glia- und Stammzellforschung, Genetik und Datenwissenschaft. Gemeinsam wollen sie verstehen, wie diese Netzwerke im gesunden Gehirn entstehen, wie sie funktionieren – und was passiert, wenn sie bei Krankheit versagen. Im Fokus stehen dabei unter anderem zerebrale Kleingefäßerkrankungen, Amyloidablagerungen, ischämische Schlaganfälle und Hirnblutungen.

„Wir wollen gemeinsam neue Behandlungsstrategien entwickeln, die gestörte Zellnetzwerke gezielt im Gehirn ansprechen – und so die Grundlage für wirksamere Therapien neurovaskulärer Erkrankungen schaffen“, sagt Martin Dichgans.

Jens Waschke

Jens Waschke, Inhaber des Lehrstuhls für Anatomie I an der Anatomischen Anstalt | © TRR 425

Wenn Zellen der Zusammenhalt fehlt

Im neuen SFB/TRR 425 DEFINE (Desmosomal dysfunction in epithelial barriers) stehen spezielle Zellverbindungen im Fokus: Die Haut und die Schleimhäute im Verdauungstrakt sind wichtige Barrieren zwischen dem menschlichen Körper und der Umwelt. Damit sie den auf sie einwirkenden mechanischen Belastungen standhalten, werden sie von Zellverbindungen zusammengehalten, die als Desmosomen bezeichnet werden.

Welche Eigenschaften und Funktionen diese Desmosomen auszeichnen und wie sich Störungen auf die menschliche Gesundheit auswirken, untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen im Rahmen des TRR. Die Sprecherschaft des neuen Verbunds liegt bei der Universität Marburg, als Partner beteiligt sind die LMU und die Universität Würzburg. Co-Sprecher von Seiten der LMU ist Professor Jens Waschke, Inhaber des Lehrstuhls für Anatomie I an der Anatomischen Anstalt.

Es gibt zunehmend Hinweise, dass Störungen der Desmosomen die Barrierefunktion von Haut und Schleimhäuten beeinträchtigen und an der Entstehung und dem Verlauf von Krankheiten zentral beteiligt sind. In DEFINE werden Grundlagenforscher aus Zellbiologie und Immunologie mit klinischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenarbeiten, um den Einfluss gestörter Desmosomen-Funktionen auf die Entstehung von drei Modellkrankheiten zu untersuchen: Pemphigus vulgaris (PV, eine Autoimmunerkrankung der Haut), entzündliche Darmerkrankungen (IBD) sowie eosinophile Ösophagitis (EOE, eine chronische Entzündung der Speiseröhre).

Als ersten Schritt wollen die Forschenden identifizieren, welche Störungen von Desmosomen-Funktionen diese Erkrankungen auslösen und die mechanistischen Zusammenhänge aufdecken. So wollen sie besser verstehen, wie Desmosomen die Stabilität von Epithelgeweben erhalten – etwa durch ihre Rolle bei der Barrierefunktion, Zellsignalen, Geweberegeneration und Wundheilung. „Mit dem neuen Verbund werden wir ganz neue Einblicke in die Komplexität der Desmosomen-Funktionen gewinnen“, sagt Jens Waschke. „Diese Erkenntnisse wollen wir nutzen, um gezielte therapeutische Strategen zu entwickeln.“

In der Verlängerung

Die LMU ist außerdem am SFB/TRR 205 The Adrenal: Central Relay in Health and Disease beteiligt, der an der Technischen Universität Dresden angesiedelt ist, und für eine weitere Förderphase fortgesetzt wird.

Auch der SFB/TRR 338 LETSIMMUN (Lymphocyte Engineering for Therapeutic Synthetic Immunity) wird mit Beteiligung der LMU fortgesetzt. Die Sprecherschaft liegt bei der Technischen Universität München (TUM).

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